Smart Window – wie Filmideen Realität werden
Endlich bekommt die heimische Fensteranlage die Beachtung, die sie verdient. Das Funktionelle und Dekorative eines Fensters wird nun um ein weiteres Merkmal erweitert. Technischer Fortschritt macht das Fenster zum multimedialen Ereignis und stattet es mit allen denkbaren technischen Funktionen aus. Das Smart-Window ist Realität, auch wenn der Lieblingsblumentopf auf der Fensterbank weichen muss.
Oft belächelt und aus zahlreichen Science-Fiction Filmen bekannt, scheint eine weitere innovative Idee, Eingang in die trockene Realität zu finden. Mittlerweile überrascht auch jener Umstand nicht, dass viele richtungsweisende Impulse aus den kreativen Denklaboren der Filmindustrie stammen. Hologramme oder Glasscheiben mit Touching-Funktion galten vor einiger Zeit, wie vieles andere im Film auch, als nicht realisierbare und unsinnige Versuche, der Realität den zwanghaften Stempel des Machbaren aufzudrücken. Die Kritiker wurden wie so oft vom Gegenteil überzeugt: Fiktion und Realität sind eben nur abstrakte Grenzen innerhalb derselben Logik.
Das (Un-)mögliche denken oder zu verbildern, ist ein spezifisches Merkmal des fiktionalen Films, der auch immer die Gelegenheit seiner Möglichkeiten nutzt, derartige Fiktionen zu erproben, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Film ist der ideale Ort für originelles und experimentelles Gelingen. Der Phantasie sind praktisch keine Grenzen gesetzt.
Fensterglas als multidigitale Fläche
Einer dieser fiktiven Gegenstände, der nun in die reale Welt Eingang fand, ist der sogenannte Smart-i-Wall. Eine Glasscheibe mit Touching-Funktion, der sicherlich noch ausbaufähig ist, aber die Richtung zukünftiger Kommunikationsoberflächen vorzeigt. Die Nutzung von durchsichtigem Glas als nutzbare digitale Fläche ist ein absolutes Novum. Das Fenster wird zum Multimediaprodukt. Filme streamen oder im Internet surfen, sind nur niedliche und beiläufige Nebeneffekte. Interessant sind vielmehr die schier grenzenlosen Möglichkeiten, die eher an die futuristische Filmrealität erinnern als an reines Wiedergeben oder die Nutzung als Bildschirm oder Leinwand. Mithilfe von winzig kleinen optischen Systemen werden die durchsichtigen Glasscheiben in eine virtuelle Scheibe bzw. einen großflächigen Arbeitsplatz verwandelt.
Die Scheibe bietet selbstverständlich alle Annehmlichkeiten einer smart gelenkten Technologie. Sie beinhaltet nicht nur klassische Funktionen eines Bildschirms, wie eine interne Soundanlage, einen Touchscreen, hochauflösende HD-Bilder oder die Vernetzungsmöglichkeit mit dem Tablet oder Handy. Zeiss´ Glasmodell beispielsweise kann auch Gestenerkennung, Eyetracking oder aber die Aufgabe von Sicherheitskameras in Innenräumen und Außenbereichen übernehmen, oder als Energiequelle Sonnenlicht filtern, die Temperatur messen und als durchsichtiges Display dienen.
Es scheint ganz so als ob die Engineers großer Tech-Riesen ein neues Lieblingsprodukt entdeckt haben. Die Konkurrenz schläft jedenfalls nicht. Apple hat sich bereits eine Glastastatur patentieren lassen, welche bald die gute alte mechanische Tastatur ablösen soll. Apples Tastaturproblem wäre damit auch gelöst, denn Nutzer berichten oftmals von defekten Tippmanövern durch Staub und Krümel. Ein weiterer Vorteil wäre, die individuelle Anpassung der Tastatur, mit Software und anderen Funktionen auszustatten. Die kreativen Werkstätten sind jedenfalls in Aufruhr. Die praktischen Seiten sind ersichtlich, auch wenn der kurzweilige Gedanke aufkommt, dass mit dieser Vereinnahmung, der letzte freie Raum und wichtigster Lebensquell, noch ein Stück mehr ins Dunkle rückt.