Mario Kart Tour – rasante Rennen oder Rohrkrepierer?

Rasante Rennen, nervige blaue Panzer und viel Spaß (und manchmal Frust), mit Freunden. Dafür steht die Mario-Kart-Reihe seit über 20 Jahren. Die beliebte Multiplayer-Reihe war durch ihre langjährige Erfolgsgeschichte natürlich bereits seit dem Sprung von Nintendo auf die mobilen Endgeräte für einen Smartphone-Ableger prädestiniert. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis wir auch auf dem Handy unsere ersten Runden drehen durften. Mit Mario Kart Tour erschien kurz nach Pokémon Masters bereits das zweite Nintendo-Mobile-Game binnen eines Monats. Ein gewisser Trend scheint sich dort abzuzeichnen. Doch wie schlägt sich der Fun-Racer auf dem Smartphone?

Grand Prixs für Unterwegs

In Mario Kart Tour fahren wir natürlich Kart-Rennen. Acht Fahrer kämpfen in zwei Runden um den Sieg. In Mario Kart Tour fahrt ihr Strecken nicht einfach nach freiem Belieben, stattdessen befindet sich das Game in aufeinanderfolgenden Touren von jeweils zwei Wochen Dauer. Den Beginn zum Release macht die New-York-Tour. Jede Tour besteht aus einer Vielzahl von Rennen und Rennmissionen, die ihr absolvieren müsst, dafür gibt es verschiedene Belohnungen wie Münzen, Rubine und neue Inhalte wie Fahrer, Gleiter und Karts. In jeder Tour gibt es einzigartige Inhalte zum Freischalten, bei der Tour durch New York City zum Beispiel sind Musiker-Mario und Pauline als Fahrer die Preise. Je nach erreichter Punktzahl eines Rennens und oder der Missionen, erhaltet ihr zudem große Sterne, welche diese neuen Inhalte freischalten genauso wie weitere Rennen und Missionen. Immerhin: Ein Ausdauersystem mit Herzen wie beispielsweise in Dr. Mario World gibt es in Mario Kart Tour nicht.

Das Gameplay ist dabei eigentlich ganz nett: auf bekannten und neuen Strecken treten acht Fahrer gegeneinander an. In Mario Kart Tour fahren wir aber nur zwei statt drei Runden, was die Rennen etwas kurzweiliger macht. Unseren Fahrer steuern wir mit den Fingern auf den Bildschirm. Unser Auto fährt automatisch und bremsen kann man nicht. Mit den Fingern steuern wir unser Kart von links nach rechts und legen uns im Drift in die Kurven. Auf der Strecke liegen natürlich auch in Mario Kart Tour die obligatorischen Items herum. Jeder der Fahrer hat dabei seine Eigene, die teilweise bereits aus Mario Kart Double Dash!! bekannt sind (zum Beispiel Bowsers großer Stachel-Panzer).

Lustiger Fahrspaß Für Zwischendurch

Dabei fahren wir aktuell noch nicht in einem wirklichen Online-Modus. Wir spielen also nicht wirklich gegen andere Spieler, sondern eher gegen ihre Renngeister, ähnlich wie im Zeitfahrmodus des Originals. Eine Möglichkeit, gegen Freunde anzutreten, soll in den kommenden Monat hinzukommen. Ob kostenlos oder nicht ist allerdings aktuell noch nicht bekannt. Für jedes Rennen sammeln wir Punkte, mit denen wir uns am Ende bis zu fünf Sterne verdienen können. Diese werden zum Freischalten der nächsten Touren benötigt. Außerdem erhalten wir Belohnungen wie Rubine und Goldmünzen, mit denen wir unserer Karts verbessern können.

 

Die Rubine können wir dann für die „Röhre“ benutzen. Mithilfe des Röhrenschusses können wir uns neue Charaktere, Karts und Gleiter freischalten. Dies erfolgt allerdings durch das sogenannte Gatcha-System, welches Nintendo bereits in vorherigen Mobile-Games wie Pokémon Masters oder Fire Emblem Heroes benutzte. Dabei ziehen wir aus einer Auswahl an Charakteren zufällig eine Figur unterschiedlicher Wertigkeit. So ist Baby Daisy zum Beispiel häufiger zu bekommen als Diddy Kong und dadurch auch etwas schlechter. Um seinen Lieblingscharakter zu bekommen, muss man also ziemlich viel Glück haben und höchstwahrscheinlich auch sehr viel Geld investieren. Und genau hier liegt das Problem von Mario Kart Tour.

Ist Mario Kart Tour eine dreiste Abzocke?

Mario Kart Tour wird vor allem durch seinen Fokus auf In-Game-Käufe massiv verschlechtert. Allein den Wechselkurs zwischen diesen einzelnen Währungen ist absolut lächerlich. Da einmal „Röhre feuern“ bereits fünf Edelsteine kostet, und das kleine Stein-Paket für drei Steine bereits 2,29 Euro kostet, kostet ein Zug in der Theorie mindestens 4,58 Euro. Umgerechnet sind das mit dem kleinsten Steinpaket 3,82 Euro und für das teuerste Steinpaket für 75 (!) Euro immerhin „nur“ 2,77 Euro. Für einen zufälligen Charakter, ein Auto oder einen Gleitschirm. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 1,0417 Prozent für eine der seltenen Objekte. Wenn das nicht das Prädikat „Abzocke“ verdient, dann weiß ich auch nicht.

Und wer jetzt dachte, damit wäre es ja genug an In-Game-Käufen, der hat wohl noch nicht Mario Kart Tour ausprobiert. Zusätzlich zu diesen nervigen, aber freiwilligen Röhren-Käufen, gesellen sich in diesem Spiel außerdem noch einmalig-kaufbare Pakete, mit anderen Goodies wie der sogenannte Gold-Pass. Dabei handelt es sich um ein monatliches Abo-System für 5,49 Euro, mit dem wir weitere Belohnungen und Herausforderungen und vor allem einen komplett neuen Spielmodus freischalten. Der bereits aus Mario Kart 8 bekannte 200cm-Modus ist also hinter einer monatlichen Paywall versteckt. Hinzu kommen noch Item-Tickets zum Kaufen, die dir auf Knopfdruck Items geben. So etwas gab es in bisher keinem Nintendo-Mobile-Game bevor.

Mario Kart Tour ist bisher das enttäuschendste Nintendo-Mobile-Game

Runter gebrochen ist Mario Kart Tour damit dann schon eine herbe Enttäuschung. Zwar war auch in diesen beiden Spielen das Gacha-System bereits allgegenwärtig. Trotzdem gewann man nicht wirklich das Gefühl, als hätte man als Free-to-Play-Spieler wirkliche Nachteile. In Mario Kart Tour jedoch kannst du dir den Sieg erkaufen. Entweder du investierst so lange, dass du immer die besten Charaktere hast oder du kaufst dir für den Notfall ein Item-Ticket, welches die einen Vorteil über deine Konkurrenten gibt.


Bilder sind Screenshots aus dem Mobile-Game von Nintendo, angefertigt von Philipp Bader