Künstliche Intelligenzen und Musik – eine ungewöhnliche Freundschaft

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Eigentlich verstehen wir Menschen Kreativität immer als etwas, dass nur wir selbst und vielleicht einige wenige weit entwickelte Tiere besitzen. Die Fähigkeit, sich ganz neue Lösungsansätze für Probleme zu erdenken oder eben aus dem Nichts eine Idee für ein Gemälde oder einen Song zu haben. Das scheint etwas zu sein, das bisher kein anderes Lebewesen so erfolgreich verinnerlicht hat wie der Mensch. Doch Künstliche Intelligenzen entwicklen sich immer weiter und mit dem Voranschreiten der Forschung gibt es auch immer mehr hochentwickelte Computersysteme, die eigenständig kreativ sein können. So auch in der Musik.

AIVA gibt den Takt vor

Ein inzwischen sehr bekanntes Beispiel, in der eine KI selbstständig Kompositionen „erfindet“, ist AIVA – Artificial Intelligence Visual Arist. Das Programm hinter dieser künstlichen Intelligenz wurde von Pierre Barreau, Vincent Barreau und Denis Shtefan geschrieben. Inspiriert durch den Film „Her“, in dem die KI ebenfalls einen eigenständigen Song komponierte und vorspielte, bastelten die drei an einem Weg, wie man einer KI das Verständnis für Musik näherbringen könnte. Um ihr Ziel zu erreichen, fütterten sie den Deep Learning Algorithmus mit 30.000 Partituren bekannter klassischer Musikstücke. Zusätzlich brachten sie AIVA bei, welche Musik zu welcher Emotion zuzuordnen ist. Dabei heraus kam ein Cluster, in dem die KI ein Netzwerk erstellte und somit selbständige Verbindungen zwischen bestimmten Emotionen und bestimmten Musik-Ausschnitten herstellte.

Mit ihrem Wissen ist es AIVA gelungen eigenständige klassische Stücke zu komponieren, die jetzt auf SoundCloud bewundert werden können.

Pop und Alternative auch kein Problem

Aber nicht nur bei klassischer Musik gibt es erste Erfolge aus der Welt der künstlichen Intelligenzen. Auch im Pop und im Bereich Alternative gibt es zumindest erste Kollaborationen zwischen Mensch und Maschine. So geschehen bei dem Song „Daddy’s Car“, dessen Melodie von einer KI geschrieben wurde, die basierend auf Beatle Songs ein neues Lied erschaffen sollte. Das Ergebnis ist erstaunlich nah dran am originalen Beatles Sound, auch wenn ein Mensch mit dem Songtext und dem Singen nachhelfen musste.

Dabei muss künstliche Intelligenz auch gar nicht eigenständig arbeiten können. Viele Musiker haben schließlich auch andere Partner mit denen sie zusammenarbeiten, um neue Songs zu erstellen und zu produzieren. Genau dieser Ansatz der Zusammenarbeit verfolgt auch die amerikanische Sängerin Holly Herndon. Sie hat gemeinsam  mit ihrer KI Spawn auf bereits zwei Alben Songs geschrieben. Dabei nutzt sie ihre KI eher als ergänzende Schreiberin, die ihr einige Hilfen gibt.

Künstliche Intelligenzen als Assistent für Musiker

Im Endeffekt geht es bei dem derzeitigen Entwicklungsschritt in der Künstlichen Intelligenz einerseits darum Grenzen auszutesten, andererseits aber auch darum anderen zu zeigen, wie menschlich Künstliche Intelligenzen wirklich sein können. Der Haken an der Sache ist, dass alle Systeme, die auf das Komponieren von Musik trainiert sind, lediglich kopieren können. Sie können zwar unendlich viele Stücke analysieren und die Musik mathematisch auseinandernehmen. Aber bisher fehlt ebendiese Fähigkeit aus dem Nichts etwas ganz Neues zu erschaffen. Als Assistent, als Begleiter bei dem kreativen Prozess, als Datenbank für mögliche musikalische Stücke, dafür eignet sich die Künstliche Intelligenz in jedem Fall. Mithilfe der heute enstehenden Techniken könnten zum Beispiel Rollenspiele, die über 100 Spielstunden bieten, mit immer neuer Musik hinterlegt werden. Oder Social Media Posts individuell angepasst werden. Die Grenzen in der Forschung an Künstlichen Intelligenzen sind in jedem Fall noch nicht erreicht.


Photo by Fabio via Unsplash