Mit dieser App liest du Bücher in wenigen Minuten

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Bibliophile Personen kennen dieses Phänomen: Es stapeln sich auf dem Nachttisch Bücher, die zum Teil bereits gelesen sind und solche, denen noch gar keine Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Im Regal grinsen uns stets einige Buchrücken freundlich, aber dennoch irgendwie vorwurfsvoll an: „Lies mich bitte“. Und auch auf unserem E-Reader warten noch eine handvoll Titel darauf, von uns gelesen zu werden. Mit App Blinkist wäre dieses Malheur nicht passiert – dank professioneller Buchzusammenfassungen.

Die App ging bereits 2013 an den Start. Es wurde schon viel über sie berichtet. Solltet ihr trotzdem noch nichts von ihr gehört haben, wird es jetzt Zeit. Sie verspricht uns, dass wir mit ihrer Hilfe ein ganzes Buch in nur wenigen Minuten lesen können. Genauer gesagt Sachbücher, denn darauf hat sich der Dienst, dessen Hauptsitz in Berlin liegt, spezialisiert.

Professionelle Buchzusammenfassungen to go

Nein, wir lernen mit Blinkist selbstverständlich keine ominöse Speed Reading-Technik. Wir lesen auch keine ganzen Bücher, sondern bekommen die wichtigsten Informationen der Werke in kleinen Häppchen, sogenannten „Blinks“, serviert. Das klingt schon ziemlich fancy – im Prinzip handelt es sich aber schlichtweg um Buchzusammenfassungen. Aber, das muss betont werden, sind diese üblicherweise verdammt gut.

Das ist auch deshalb so, weil bei Blinkist Wert auf „echte Handarbeit“ gelegt wird. „Unser Team aus Redakteuren und Experten kuratiert, liest und verfasst jeden einzelnen Titel“, heißt es auf der Website des Dienstes. Ferner seien durchschnittlich sieben Mitarbeiter an der Produktion eines Blinks beteiligt, die, „basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen“, ein Buch in einen Kurztext verwandeln.

Das ist zugegebenermaßen schon ziemlich verlockend: Unsere Zeit auf diesem Planten ist schließlich einfach zu knapp, als dass alle interessanten, wichtigen Bücher gelesen werden könnten. Blinkist liefert schnelles, sehr gut aufbereitetes Wissen. Mal eben im Bus auf dem Weg zur Arbeit den Sachbuch-Klassiker „Schnelles Denken, langsames Denken“ (Provisionslink) vom Nobelpreisträger Daniel Kahneman lesen? Kein Problem. Schnell noch mit dem „Confidence Code“ von Katty Kay und Claire Shipman vor einem wichtigen Meeting ordentlich Selbstvertrauen tanken? Auch das geht.

Blinkist – auch etwas für die Ohren

Mittlerweile lassen sich mit der App Buchzusammenfassungen zu über 3.000 Titeln abrufen, wahlweise in den Sprachen Deutsch oder Englisch. Wer ungern auf einem kleinen Display lesen mag, kann Blinkist übrigens auch über einen Webbrowser nutzen. Es gibt etliche Kategorien, unter denen ihr die ausgeklügelten Zusammenfassungen findet. Dazu gehören beispielsweise „Unternehmertum“, „Wissenschaft“, „Politik“, „Philosophie“, „Technologie und Zukunft“, „Gesellschaft und Kultur“ und „Persönliche Entwicklung“.

Aber auch damit noch nicht genug: Die Blinks stehen Nutzern des Dienstes sogar als Audiotitel zur Verfügung, eingesprochen von „professionellen Sprechern“, wie es heißt. Bequemer und schneller lässt sich ein Buch wohl kaum „lesen“. Und tatsächlich überzeugen die wirklich extrem gut durchdachten und pädagogisch aufbereiteten Blinks auch in der hörbaren Version.

Blinkist-App
Blinkist-App (Mockups), Image by Blinkist.com

Jeder, der sie liest beziehungsweise hört, sollte schnell merken, dass viel Arbeit in sie investiert wurde. Mit einer klassischen Zusammenfassung haben sie nichts gemeinsam. Sie sind darauf ausgelegt, dass wir uns so viel wie möglich merken. Dafür wird der Blink in einzelne Abschnitte geteilt, zu denen es wiederum Mini-Zusammenfassungen gibt, und mit prägnanten Zitaten versehen. Am Ende eines Blinks erwartet uns dann noch ein knappes, aussagekräftiges Resümee.

Wo ist der Haken?

Für den einen oder anderen mag das jetzt wie Lobhudelei anmuten. Aber es gibt auch einige Haken an der Sache, vielleicht wäre „Häkchen“ der bessere Ausdruck. Zum einen ist der ganze Spaß selbstverständlich nicht kostenlos. Wer nach siebentägiger Testphase beschließt, den Dienst weiter zu nutzen, bezahlt für Blinkist Premium 12,99 Euro pro Monat. Dieser Betrag reduziert sich allerdings im Jahresabo auf 6,67 Euro.

Zum anderen sind selbstverständlich nicht jegliche Sachbuch-Titel, wenngleich es bereits beachtlich viele sind, über Blinklist abrufbar. Dennoch ist darauf Verlass, dass Buchzusammenfassungen von Klassikern und aktuell besonders populären Titeln verfügbar sind. Beispielsweise gibt es einen Blink zu „Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?“, vom überaus erfolgreichen Autor und Philosophen Richard David Precht. Aber auch die Bücher des israelischen Historikers Yuval Noah Harari, der mit „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ (Provisionslink) einen weltweiten Bestseller landete, lassen sich als Blink konsumieren.

Blinkist App (Buchzusammenfassungen)
Blinkist-App (Mockups), Image by Blinkist.com

Und damit wären wir dann auch beim dritten und letzten „Häkchen“ angelangt: Gerade die besonders beliebten und demgemäß meist auch besonders lesenswerten Titel machen, wenn sie „geblinkt“ werden, Lust auf mehr. Einige Blinks lesen sich für den einen oder anderen möglicherweise wie ein Teaser – auch wenn die wichtigsten Informationen bereits gespoilert wurden. Die Lust, nun das ganze Buch mit all seinen Facetten zu lesen, steigt gewaltig.

Blinkist – eine Sammlung erweiterter Klappentexte?

Andererseits lässt sich die App so auch zweckentfremden: Anstatt uns auf Rezensionen zu verlassen oder einer beliebigen Buchempfehlung zu folgen, können wir uns auch einfach schnell mit Blinkist selbst einen umfassenden Eindruck vom Werk verschaffen. Spricht mich das Thema an? Ist es das, was ich wissen möchte? Mit dem Dienst können wir uns diese Fragen in wenigen Augenblicken selbst beantworten.

Wer also gern viel liest und ein paar Jahrzehnte mehr Lebenszeit hätte, um alles zu lesen, was interessant erscheint, wird mit Blinkist seine Freude haben. Wahrscheinlich reduziert sich der Bücherstapel auf dem Nachttisch auch etwas. Wer lieber anderen Hobbys nachgeht, aber sich dennoch mehr Wissen in anderen Bereichen aneignen möchte, ist mit Blinkist vielleicht noch besser bedient. Denn akkuratere und besser aufbereitete Zusammenfassungen von Sachbüchern lassen sich wohl kaum finden – oder etwa doch?

Buchzusammenfassungen von anderen Diensten

An dieser Stelle sei zumindest noch darauf hingewiesen, dass es Alternativen zu Blinkist gibt. Der wohl größte Konkurrent von Blinkist ist derzeit getAbstract. Das Grundprinzip bleibt dasselbe: Experten und oder „erfahrene Journalisten“ produzieren nach einer bewährten Formel Abstracts. Für einige könnte es interessant sein, dass es mit getAbsract auch die Möglichkeit gibt, die Zusammenfassungen als PDF zu speichern und damit auch auszudrucken.

Auch hier können die Nutzer zwischen Tausenden von Titeln wählen. Der Dienst wirbt mit dem Slogan „Businesswissen auf den Punkt gebracht“, womit deutlich wird, dass der Schwerpunkt jedoch auf Wirtschaftsbüchern liegt. Eine weitere, kostenlose, aber gleichzeitig auch weniger professionalisierte Alternative ist Liviato. Aktuell hat die Website rund 3.500 Buchzusammenfassungen zu bieten – darunter viele von Romanen.

Die Kurztexte sind wirklich sehr knapp und folgen offensichtlich keinem ausgeklügelten Prinzip. Hier wird schnell klar: Das haben keine Experten, sondern Laien geschrieben, was aber durchaus seinen Charme hat. Anders als Blinkist oder getAbstract steht hier keine systematische Wissensvermittlung im Vordergrund. Die Plattform Liviato ist vielmehr eine Fundgrube für Neugierige, die ein wenig stöbern wollen.


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